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Eine behutsame Anpassung an die grüne Weide ist notwendig, damit sich der Verdauungsapparat und seine Mikroorganismen langsam an das frische Gras gewöhnen können. 

© Alexandra González/Reiter & Pferde in Westfalen

Richtig anweiden

Auf ins Grüne!

Zehn Tipps für das richtige Anweiden.

Tipp 1: Weidezeit langsam und kontinuierlich steigern
Zu Beginn sollte die Dauer der Grasaufnahme kurzgehalten und langsam ­g
­esteigert werden. Empfohlen werden 10 bis 20 Minuten in den ersten Tagen, je nach Empfindlichkeit des Pferdes. Danach kann die Weidedauer alle zwei bis drei Tage um 
ca. 10 bis 15 Minuten erhöht werden. Wird nach etwa ein bis zwei Wochen eine Stunde Weidegang erreicht, ist die Erhöhung der Grasaufnahme in größeren ­Schritten möglich. Wichtig ist, das Anweiden täglich durchzuführen und die Zeiten zwischendurch nicht wieder zu reduzieren! Insgesamt sollten für die Übergangszeit mindestens zwei, besser bis zu vier Wochen eingeplant werden.

Tipp 2: Das Drumherum beachten
Vor dem Anweiden gilt es, die Weideflächen nach guter fachlicher Praxis zu pflegen. Wichtig ist, dass die Weiden auf Giftpflanzen kontrolliert wurden und die Weideflächen nicht genutzt werden, bevor ausgebrachte Düngemittel durch den Regen vollständig ­zersetzt worden sind. Zäune müssen auf ihre Funktionstüchtigkeit, Stabilität und ­Verletzungsgefahren hin kontrolliert werden. 
Ebenso sollte auf den Weiden stets die Wasserversorgung gewährleistet sein. Auf ­Flächen, die keinen ausreichenden natürlichen Schutz vor Hitze und Insekten bieten, kann bei längerer Weidedauer ein künstlicher Witterungsschutz errichtet (Baurecht beachten!) oder die Weidezeit entsprechend verkürzt bzw. zeitlich verlegt werden.

Tipp 3: Zu abrupte ­Futterumstellung vermeiden
Eine zu abrupte Futterumstellung sollte grundsätzlich bei allen Tierarten vermieden werden. Besonders wichtig ist dies jedoch bei Wiederkäuern und Pferden. 
Hintergrund ist, die in den Vormägen (Wiederkäuer) bzw. im Dickdarm beim Pferd ablaufenden Fermentationsprozesse nicht zu stören und den dort ansässigen Mikroorganismen ausreichend Zeit zu geben, sich an das neue Futter bzw. das neue Substrat anzupassen. Der Wechsel von faserreicher Winterfütterung (Heu + Stroh) auf relativ zuckerreiches und faserarmes Weidegras im Frühjahr erfordert eine solche Anpassung der Mikroorganismen. 
Gelingt dies nicht, kann es zu einer Art Fehlgärung, einer Kolik, kommen. Auch Hufrehe tritt in diesem Zusammenhang vermehrt auf. Grund ist, dass die in faserreichem Futter enthaltenen Strukturkohlenhydrate im Dickdarm zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut werden, welche über die Darmwand aufgenommen und zur Energiegewinnung genutzt werden können. 
Bei einer plötzlichen Anflutung einer großen Menge von schnell durch die Mikroorganismen abbaubaren (fermentierbaren) Kohlenhydraten – wie Zuckern oder Fruktanen – kommt es zu einer schnelleren Bildung von kurzkettigen Fettsäuren und das Verhältnis der gebildeten Fettsäuren verschiebt sich. Dies kann zu einer Senkung des pH-Werts und allen damit verbundenen Verdauungsstörungen führen. Eine langsame Gewöhnung an die neue Futtersaison ist daher unerlässlich für die Tiergesundheit.

Text: Dr. J. Krieg/S. Kuhnke/S. Patzelt, Landwirtschaftskammer NRW

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