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Ein gut gepflegter Platz ist das A und O. Gerade Vereine müssen aufgrund der hohen Investition gut planen, damit der Platz die Erwartungen erfüllt und lange hält.

© Dr. Jasmin Wiedemann/Reiter & Pferde in Westfalen

Reitböden effektiv planen

Lust auf Arbeit? Wie wäre es dann mit einem schönen Frühjahrsprojekt? Einer Auffrischung für den Reitplatz oder sogar einer Neukonzeption?

Wie muss er aussehen, der optimale Reitboden? Ganz unterschiedlich, denn er sollte an den Standort (Boden, Trockenheit, Nässe) angepasst sein, und an die Disziplin, für die er verwendet wird. 

Unsere spezialisierten Dressur- und Springpferde benötigen hochwertige Reitböden, um die an sie gestellten Anforderungen zu erfüllen. Die Reitplatzbauer wissen das und empfehlen für die unterschiedlichen Anforderungen unterschiedliche Bodenaufbauten und unterschiedliche Tretschichten. Verschiedene Sande und Zuschlagstoffe aus Synthetik oder Naturfaser verleihen den Reitböden die gewünschten Reiteigenschaften, nämlich die sogenannte Scherfestigkeit.

Klassisch ist die Reitplatz-Bauweise in drei Schichten: Auf den (ausgekofferten) Baugrund gehört zunächst die Tragschicht, dann die Trennschicht, darauf die Tretschicht. Einfachere Modelle verzichten auf die Trennschicht. Die noch einfachere Variante ist, die Tretschicht direkt auf den festgestampften Naturboden aufzubringen. 
Die beiden letztgenannten Lösungen sind jedoch eher für freizeitmäßiges Reiten geeignet, nicht für den ambitionierten Pferdesport. 

Tragschicht, Trennschicht, Tretschicht
Die drei Schichten bestehen aus verschiedenen Materialien.
Klassisch ist die Tragschicht aus Schotter, die auf den vorbereiteten Baugrund aufgebracht und verfestigt wird. Sie ist wasserdurchlässig und bleibt stabil, um im wahrsten Sinne des Wortes den Reitplatz zu tragen. 

Darauf folgt die Trennschicht, die die Durchmischung der obersten Tretschicht (Sand) mit der Tragschicht verhindert. Als Trennschichten werden sowohl feinere  Schotter-Splittmischungen als auch (zusätzlich) Kunststoffbodengitter oder Reitplatzmatten  die wiederum mit Sand, Kies oder Splitt verfüllt werden, verwendet.

Manche Kunststoffplatten mit viel Eigengewicht und guter Verzahnung lassen sich auch direkt auf den (wasserdurchlässigen) Baugrund verlegen – ohne Tragschicht. Auch Matten oder Reitplatzgewebe lassen sich als Trennschicht verwenden. Letztere werden wie ein großes Handtuch über die Tragschicht gelegt und müssen im Boden verankert werden, damit das Gewebe nicht verrutscht. 

Wichtigster Fakt bei allen Arten des Bodenaufbaus ist  ein möglichst wasserdurchlässiger Baugrund. Ist der standortbedingt so nicht vorhanden, muss viel Augenmerk auf eine gut wasserabführende Tragschicht gelegt werden. 

Entweder der Regen kann dann über einen gut durchlässigen Schichtaufbau des Platzes im Erdreich versickern. Oder in den Baugrund verlegte Drainagerohre sorgen dafür, dass das Wasser abgeleitet wird (in einen Vorfluter). 

Bei Plätzen mit eingebautem Gefälle  versickert das Wasser zum niedrigsten Punkt des Gefälles hin ins Erdreich oder wird in Richtung eines Entwässerungsgrabens geleitet. 
Anders ist es bei den sogenannten Ebbe- und Flut-Plätzen, dem sogenannten Anstausystem.  Solche Plätze muss man sich vorstellen wie eine Badewanne aus Folie. Aber Achtung: die Folie gibt es in unterschiedlichen Stärken, hier liegen Qualitätsunterschiede. Darauf wird eine Be- und Entwässerungsschicht aus Drainsand gegeben, in die Drainagerohre eingebettet sind. Hierüber kann – auf Wunsch vollautomatisch computergesteuert – Wasser ein- und ausgeleitet werden, damit sich der Bodenbelag „vollsaugen“ kann und die gewünschte Feuchtigkeit der Tretschicht erreicht wird. Überschüssiges Oberflächenwasser (Regen) wird zusätzlich über einen Abfluss abgeleitet.
Über den Drainsand kommt die Tretschicht. Manche Hersteller bieten als Trennschicht zwischen der Drainage und der Tretschicht noch Kunststoffelemente oder Matten an.

Problem Regenwasser
Kann Regenwasser im Boden nicht versickern, weil die Drainage nicht (mehr) funktioniert oder aufgrund starker Regenfälle überfordert ist, bleiben Pfützen auf dem Platz stehen. Bei Frost kann der Schichtaufbau des Platzes erhebliche Schäden nehmen, sollte Wasser stehen geblieben sein. Es kann zu Aufwölbungen kommen, die aufwendig begradigt werden müssen. 
Die Wasserdurchlässigkeit des Bodens leidet sehr, wenn sich mit der durchlässigen Tretschicht – ob aus Sand oder aus einem Materialmix – organische Stoffe verbinden. Daher ist es nicht nur eine optische Frage, dass Pferdemist und Laub immer sofort vom Reitplatz entfernt werden, bevor sie zertreten werden, sich mit dem Boden vermischen und ihn regelrecht verstopfen. 

Auf Umrandungen sollte aus Kostengründen nicht verzichtet werden. Sie sorgen dafür, dass die Tretschicht auch bei Wind oder Starkregen da bleibt, wo sie hin gehört. Der Abfluss des Oberflächenwassers durch die Aussparungen in der Umrandung muss aber garantiert sein. 
Besonders bei Reitplätzen, die zur Entwässerung der Oberfläche ein Gefälle haben, kann bei starken Regenfällen etwas Sand weggespült werden. Es ist darauf zu achten, dass das vorgesehene Gefälle des Platzes erhalten bleibt, und nicht durch Sandabtragungen eingeebnet wird. Mit Planiergeräten – mit oder ohne Laserunterstützung – kann das richtige Gefälle wiederhergestellt werden.

Hat sich durch Regen, Wind oder andere Einflüsse doch Sand abgetragen, muss auch geprüft werden, ob die Tretschicht überhaupt noch die gewünschte Höhe aufweist. Wenn nicht, muss aufgefüllt werden - mit Sand oder anderen gewünschten Zuschlagstoffen. 
Um die Höhe der Tretschicht zu kontrollieren, kann man ganz einfach regelmäßig mit dem Zollstock nachmessen: Protokollieren Sie bei Einbau des Platzes die Tiefe der Tretschicht an mehreren Messpunkten. Hat die Tretschicht an Höhe verloren, ist es vielleicht Zeit, den Boden zu begradigen oder aufzufüllen.

Besonders bei Hallenböden, die in den Wintermonaten stark beansprucht waren und nun festgetreten und unelastisch sind, sollten mit den geeigneten Geräten Pflegemaßnahmen ergriffen werden: Auflockern, durchmischen (bei Tretschichten aus Material-Mix), gegebenenfalls mit neuem Material auffüllen und wieder ebnen. Besonders ist darauf zu achten, dass der Wind keine Textilanteile der Tretschicht verweht. Um dem zu begegnen, lässt sich beispielsweise bei eingezäunten Außenplätzen bodennah ein ca. 30 cm hohes Windschutznetz als Platzumrandung anbringen. In der Reithalle stellt sich das Problem natürlich nicht. 

Empfehlenswert ist, rund um den Reitplatz an den Rändern eine Wurzelsperre einzubauen, damit sich Gras und Unkräuter nicht durchfressen, den Reitplatz besiedeln und mit ihrem Wurzelwerk den Schichtaufbau stören.  Dies kann nämlich dazu führen, dass der Boden dann weniger wasserdurchlässig ist. 

Als Wurzelsperre bieten die Hersteller beispielsweise unverrottbare Kunststoff-Meterware bzw. Dichtungsbahnen, 0,5 bis 2,0 mm dick, in verschiedenen Breiten, die senkrecht an den Platzrändern in die Erde verlegt werden.

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