Mit System zur erfolgreichen Kür
Die Ausbildertagung bot Ideen und Anregungen für drei verschiedene Themenbereiche. Ein Team des RV „Lützow“ Selm-Bork-Olfen, der schon mehrmals die Kür beim PV-Turnier gewonnen hat, gab Einblicke in sein Vorgehen zur Erarbeitung einer Mannschaftskür oder Quadrille. Reitlehrer Michael Potthink, Richterin Esther Lobeck und Reiterin Tatjana Stoff erklärten ausführlich die relevanten Schritte, die es bei der Erarbeitung einer Kür zu beachten gilt, zeigten Praxisbeispiele ihrer eigenen Küren und wiesen auf Knackpunkte bei der Realisierung hin.
Anhand verschiedener Reiter-Pferd-Paare demonstrierten Reitmeister Martin Plewa und FN-Ausbildungsleiter Thies Kaspareit „prüfungsbezogenes Training“. Hier ging es darum, die Schüler für eine Dressurprüfung vorzubereiten. Die Ausbilder wurden in das Training einbezogen, sodass es einen Lerneffekt für die teilnehmenden Reiter ebenso gab wie für die angereisten Ausbilder. Ziel der Einheiten war, den gezeigten Ist-Zustand des Paares zu bewerten und in der Übungsstunde möglichst zu optimieren, sowie Empfehlungen für die weitere Arbeit auszusprechen.
Der dritte Workshop befasste sich mit dem „Gymnastizieren auf dem Außenplatz“. Angesprochen waren Reiter, die sich in ihrer täglichen Arbeit eher nicht im Gelände bewegen. Auf dem Geländeplatz der Westfälischen Reit- und Fahrschule führten Schulleiter Jörg Jacobs und Tierarzt Dr. Gerd Heuschmann die Reiter und ihre Pferde hin zu losgelassenem, balanciertem Arbeiten. Dazu veranlassten sie die Reiter als Erstes, ihre Pferde loszulassen, sprich sie ohne Zügelverbindung („Zügel an der Schnalle fassen!“) auf langen geraden Linien über den weitläufigen Geländepark der Schule traben und galoppieren zu lassen, ohne allzu sehr auf das Pferd einzuwirken.
Die Reaktionen der Pferde überraschten nicht nur ihre Reiter, sondern auch den einen oder anderen Ausbilder, der diesen Workshop gewählt hatte. Innerhalb der Stunde verbesserte sich bei allen Pferden die Losgelassenheit und das Körpergefühl. Dr. Heuschmann berichtete von eigenen überraschenden Erfahrungen mit Übungen, die er von „alten“ Reitmeistern übernommen hat, und Jörg Jacobs zeigte den Reitern, wie sie durch das geschickte Ausnutzen natürlicher Gegebenheiten des Geländes zu einem ausbalancierten und sich seines Körpers bewussten Pferd gelangen.
Kürreiten – eine Kunst
Von großem praktischem Wert für eine erfolgreiche Vereinsarbeit war auch der Workshop zum Thema Kür- und Quadrillenreiten. Esther Lobeck, Michael Potthink und Tatjana Stoff erklärten im Detail, wie der Weg hin zu einer erfolgreichen Küraufführung gelingen kann. Das Team vom RV „Lützow“ Selm-Bork-Olfen hat große Erfahrung in der Konzeption und Umsetzung von Küren, die in erster Linie auf der eigenen langjährigen, erfolgreichen Teilnahme an den Westfälischen Meisterschaften der Vereine, dem Wettkampf um die PV-Standarte basieren.
Unterschätzen sollte man bei der Planung keinesfalls den zeitlichen Aufwand, besonders, wenn der Verein sich als „Neuling“ an das wettkampfmäßige Kürreiten wagen möchte. Voraussetzung für jede gute Kür ist das exakte Einhalten der Reitlehre – was nichts anderes bedeutet, als dass die Pferde sehr gut geritten sein müssen. „Sie haben während des Rittes keine Kapazitäten für die Konzentration auf das Reiten, weil Sie so sehr damit beschäftigt sind, Ihre Aufgaben im Mannschaftsgefüge zu erfüllen. Sie haben die Augen überall, auf ihrem Vor- und Hintermann, den Bahnpunkten und denken an die Abfolge der Lektionen“, beschreibt Esther Lobeck die Aufgaben der Mannschaftsreiter.
Eine Kür auf E-, A- oder L-Niveau richtet sich nach dem Leitfaden für die Mannschafts-Kür im Kapitel 2.4.1 des aktuellen Aufgabenhefts. Die Schwierigkeit richtet sich jeweils nach der gerittenen Klasse. Bewertungsschwerpunkte für die A-Note, die die technische Ausführung bewertet, sind in Klasse A die Grußaufstellungen, die Grundgangarten, Volten, Biegearbeit, Verstärkungen, die Galopp-Schritt- Übergänge und in der Klasse L zusätzlich auch der Außengalopp und die Kurzkehrtwendungen.
Ein Tipp lautete bei der Einteilung der Gangartenwechsel: In Klasse L wird ein einfacher Galoppwechsel geritten. In Klasse A ist beim Wechsel vom Galopp zum Schritt und erneuten Galopp darauf zu achten, dass mindestens sechs Schritte im Schritt gezeigt werden, damit es nicht zu Abzügen wegen des Zeigens einer Lektion einer höheren Klasse führt. Mit der B-Note wird die künstlerische Gestaltung der Kür bewertet. Hier kommt es auf Ideenreichtum bei der Auswahl der Figuren, die Exaktheit der Lektionen und gerittenen Linien und die Auswahl der passenden Musik an. Zudem fließen hier das Gerittensein der Pferde, Sitz und Einwirkung der Reiter und das Herausgebrachtsein sowie das Zusammenpassen der Reiter und Pferde ein.
„Aber auch hier steht das Pferdewohl an erster Stelle. Wenn es nicht möglich ist, dass alle Reiter mit demselben Reithalfter antreten, dann ist das zu verschmerzen, wichtiger ist, dass jedes Pferd mit seiner optimalen Ausrüstung läuft. Vier Pferde in derselben Farbe mit identischer Ausrüstung und vier Reiter, die alle auf demselben Niveau sind – das ist nur allzu oft Wunschdenken! Arbeiten Sie mit dem, was Sie haben und orientieren Sie sich am schwächsten Glied der Kette. Es ist besser, auf dem passenden Niveau toll zu reiten und Pferde und Reiter auf ihrem Niveau bestmöglich zu präsentieren, als sie mit zu schwierigen Aufgaben zu überfordern“, so die Erfahrung von Ausbilder Michael Potthink.
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