Neues aus der Pferdeforschung
Lange kam das Pferd ohne den Menschen aus, als domestiziertes Pferd in der modernen Welt hingegen nicht mehr. Wie aber kann man dem Pferd gerecht werden? Diese Frage beantworteten Experten jeweils für ihr Fachgebiet beim Jubiläumskongress des FFP in Bonn.
Auf 25 Jahre Forschung für die Praxis kann der Verein zur Förderung der Forschung im Pferdesport (FFP) zurückblicken. Während des zweitägigen Jubiläumskongresses Ende April in Bonn kamen namhafte Wissenschaftler und Praktiker zu Wort, die täglich für das Pferd im Einsatz sind. „Was hat sich in den vergangenen 25 Jahren für die Pferde geändert?“ – Unter diesem Motto stand die Veranstaltung, in der es um Ausbildung, Gesundheit, Fütterung und Haltung ging.
50 Jahre moderne Haltung
Welch verschwindend geringen Anteil an der 55 Millionen Jahre alten Geschichte des Pferdes die 5 000 Jahre der Domestizierung und die moderne Pferdehaltung haben, beschrieb Georg Fink aus Obererding, Experte für Stallbau, Reitanlagen und Pferdehaltung.
Logisch, dass sich die Bedürfnisse des sozialen Lauf- und Herdentiers Pferd in den 50 Jahren „moderner“ Pferdehaltung nicht geändert haben; auch wenn der Mensch sich die Haltung des Pferdes gerne zu seiner eigenen Bequemlichkeit anpasst. Zentrale Bedürfnisse des Pferdes müssen auch heute beachtet werden. Bewegung, Wasser, Futter, Klimareize, Spiel- und Sexualpartner, Ruhezeiten und Ruhezonen, Licht, Luft und eine Aufgabe sind elementare Ansprüche des Pferdes an seinen Lebensraum. Vonseiten des Menschen bedarf es zudem des Verständnisses und des Respekts für die Kreatur.
In diesem Zusammenhang wies Georg Fink auf die „Pioniere“ der modernen Pferdehaltung hin. Unter anderem haben sich verdient gemacht: Ursula Bruns, Gründerin des FS Reitzentrums Reken und Verfechterin der Gruppenhaltung, der Ingenieur Hanns Ullstein jr. aus Oberding, u. a. Gründer der Laufstall-Arbeitsgemeinschaft (LAG), der Verhaltensforscher Prof. Klaus Zeeb aus Freiburg, Prof. Ulrich Schnitzer aus Karlsruhe als „Vater“ der Reitanlagenplanung, Prof. Joachim Piotrowski aus Völkenrode, der Vorreiter der Offenstallhaltung war, sowie Dr. Heinz Schulz aus Weihenstephan, dem Erfindungen für das nachhaltige Wirtschaften, wie die Mistspinne zur Erzeugung von Warmwasser zu verdanken sind und der ein „Biogas-Pionier“ war.
Verständnis und Respekt für das Pferd forderte auch Hannes Müller aus Warendorf, Leiter der Deutschen Reit- und Fahrschule. Er nahm den Kongress zum Anlass, die Entwicklungen der letzten 25 Jahre in der Ausbildung aus einem sehr persönlichen Blickwinkel zu betrachten. Sein Fazit: Zu allen Zeiten gab es Ausbilder, die mit größtmöglichem Verständnis und Wissen den Weg der Pferdeausbildung beschritten. Zu allen Zeiten gab es auch Irrwege.
Unbestritten ist jedoch die immer stärkere Ausrichtung auf den Sport. Das bringt auch eine Ausrichtung auf Erfolgserlebnisse mit sich: Nicht mehr die planvolle Vorgehensweise in der Schulung von Pferd und Reiter stehen im Fokus sondern schnelle Turniererfolge. Vorbilder sind erfolgreiche Reiter, nicht mehr erfahrene Ausbilder.
Lesen Sie den kompletten Artikel in der Ausgabe 6/2013 von Reiter & Pferde in Westfalen.
Alexandra González