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Hedda Ottmann-Droege und Franz-Georg Ottmann mit Maola, Halbschwester zum Vizeeuropameister Zineday.

© Alexandra González/Reiter & Pferde in Westfalen

Vom Fohlen zum Grand-Prix-Pferd

Hedda Ottmann-Droege und Franz-Georg Ottmann sind als Züchter von Dressur- und Springpferden erfolgreich.

Wer Pferde züchtet, der sollte in Generationen denken, lautet ein altbewährter Grundsatz. Den hat Willi Ottmann (87) aus Saerbeck zeit seines Züchterlebens befolgt. Bis in die 1930er-Jahre geht beispielsweise die Ahnenreihe seiner Stute Hallali (Halla) vom Trakehner Humboldt zurück. Sie selbst wurde 1951 geboren.  Willi Ottmann tauschte sie bei einem benachbarten Bauern gegen eine zugfeste Kaltblutstute aus dem Besitz seines Vaters Franz ein, der seinerseits als Kaltblutzüchter einen Namen hatte. Unter anderem stammt der Hengst Eck aus seiner Zucht – heute noch als Bronzestatue auf dem Hof in Saerbeck zu bewundern. 
 

„Hallali ließ sich zwar gut reiten, fand das Zuggeschirr aber weniger ansprechend, was sie auch deutlich zum Ausdruck brachte“, berichtet Willis Sohn Franz-Georg Ottmann von den Anfängen der Warmblutzucht im Hause Ottmann. Bekannte und erfolgreiche Pferde aus der Familie der Hallali sind zum Beispiel der Hengst Fürst William I von Fürst Wilhelm, der direkt auf Hallali zurückzuführen ist und bis Grand Prix siegreich war oder das Dressurpferd Asket (*1958, gekört) von Astrachan-Flitter. 
Die Ottmann‘sche Gründerstute Grannuse von Grannus-Palisander stammt aus dem Jahr 1991, der Stamm lässt sich aber bis in die 1960er-Jahre zurückverfolgen. Grannuses Stamm hat sich bis zum heutigen Tag durchgesetzt und wird derzeit von Ottmanns Sohn Franz-Georg und seiner Frau Hedda gepflegt. 
 

Aktuelle Sportpferde hieraus sind etwa Carlina von Cicero Z-Stakkato, die sechsjährig Finalistin beim Bundeschampionat mit Philipp Hartmann war und nun siebenjährig mit Philipp Weishaupt bereits in 1,40 m-Springen platziert ist. Ebenfalls Vertreter des Grannuse-Stamms ist Cornet’s Prinz von Cornet Obolensky-Almox Prints, mit Guido Klatte jun. bis 1,55 m platziert, DM-Sieger mit ihm bei den Junioren und jahrelang bei Klatte im Deckeinsatz. Der 2005 geborene Forcetto aus der Grannuse von For Pleasure stand als Deckhengst bei Claus Schridde und war unter anderem mit dem Junior Niclas Baule bis „S“ erfolgreich.
 

Wie Franz-Georg Ottmann hat auch Hedda Ottmann-Droege die Zucht von ihrem Vater übernommen. Walter P. J. Droege ließ sich vor über 25 Jahren von der Pferdeleidenschaft seiner Tochter anstecken. Zwar wollte er sich nicht im Sattel betätigen, kam aber über eine Bekanntschaft mit dem Großzüchter und Pferdehändler Heinrich Ramsbrock zur Pferdezucht. „Von ihm haben wir unsere ersten Zuchtstuten erworben und pflegen diese Stämme auch heute noch“, erinnert sich Hedda Ottmann-Droege an ihre Anfänge als Züchterin. 
 

Mittlerweile haben Franz-Georg und Hedda die Zuchten beider Familien zusammengeführt. Geblieben sind die  beiden Standorte Gut Dalmer in Lippborg und der Hof Ottmann in Saerbeck, den Franz-Georg 2016 von seinem Vater übernommen hat. „Auf Gut Dalmer leben die Zuchtstuten mit ihren Fohlen, in Saerbeck haben wir die Ausbildungs- und Aufzuchtpferde. Die Aufteilung ist auch aus hygienischen Gründen sinnvoll, denn so minimieren wir den Kontakt der Zuchtstuten mit fremden Keimen“, erklärt Hedda Ottmann-Droege. Mit Ehemann und Tochter wohnt sie in Saerbeck, der Betrieb in Lippborg wird von einem Betriebsleiter geführt. „Die Stallungen hat vor über 20 Jahren mein Vater gebaut. Die arrondierten Weiden sind alle über miteinander verbundene Triebwege erreichbar, was die Arbeit sehr erleichtert“, beschreibt Hedda Ottmann-Droege das Gut in Lippborg. 
 

Zwei Standorte – historisch gewachsen
Da die Standorte für Zucht und Sport im Konzept des Ehepaars Ottmann-Droege aus den genannten Gründen strikt getrennt sind, werden auch die Fohlen nicht auf Schauen gezeigt und die Zuchtstuten alle am Hof besamt.  
 

Auf 40 ha werden in Lippborg Heu und Grassilage produziert, sodass man fast autark wirtschaften kann. Allerdings herrscht hier im östlichen Westfalen lehmiger Boden vor. Das hat Vor- und Nachteile: Bei Trockenheit sind die Flächen länger produktiv, weil das Wasser dort besser im Boden gespeichert wird. Andererseits vertragen die Weiden bei nasser Witterung wenig Trittbelastung, weshalb es sein kann, dass die Herden im Herbst früher aufgestallt werden müssen, weil sie die Grasnarbe sonst allzu sehr schädigen würden.
 

Ganz anders sieht es auf den 100 ha in Saerbeck aus. Hier herrscht sandiger Boden vor, sodass die Pferde oft schon früher als anderswo ausgetrieben werden können. Von den 100 ha werden rund 70 ha als Acker mit Getreide und Fruchtwechsel bewirtschaftet, auf rund 30 ha Grünland weiden die Pferde, die am Hof leben, und werden Heu und Silage gewonnen. Durch die Flächenausstattung ist Franz-Georg Ottmann bei Heu und Silage Selbstversorger, Stroh muss teilweise zugekauft werden.

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