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Hubertus Schmidt

Hubertus Schmidt ist Präsident des Deutschen Reiter- und Fahrerverbandes.

© Stefan Lafrentz

„Wir müssen unseren Sport offensiver erklären“

Reitmeister Hubertus Schmidt setzt sich für den Erhalt und die Arbeit nach den Regeln der Klassischen Reitlehre ein.

Seit April 2023 ist Hubertus Schmidt aus Borchen neuer Präsident des Deutschen Reiter- und Fahrerverbandes (DRFV). Er übernahm das Amt von Wolfgang Brinkmann (Herford). 
Wie er sich nach knapp einem Jahr Amtszeit in seine Aufgabe eingefunden hat und welche Schwerpunkte er in seiner Arbeit setzen möchte, erläutert er R&P im Interview.
 

R&P: Mit welcher Motivation haben Sie die Aufgaben des Präsidenten des DRFV übernommen?
Hubertus Schmidt: „Man hatte mich schon vor längerer Zeit angesprochen, ob ich das Amt übernehmen möchte. Also habe ich mir im Vorfeld Gedanken dazu gemacht. Ich will nicht nur der Präsident des DRFV sein, sondern auch inhaltlich etwas beitragen, denn ich halte das Engagement des DRFV für essenziell.“
 

R&P: Für welche Aufgaben sind Sie als Präsident des DRFV zuständig?
Hubertus Schmidt: „Der DRFV will im Kern die klassische Deutsche Reitlehre erhalten und sich dafür einsetzen, dass sie die Leitlinie bei der Ausbildung von Pferd und Reiter ist und bleibt. Darauf arbeite ich auch persönlich hin. Dabei steht die ‚Welfare of the Horse‘ – das Wohlergehen des Pferdes – im Mittelpunkt.“ 
 

R&P: Wie unterstützt der DRFV seine Mitglieder?
Hubertus Schmidt: „Die Reiter und Ausbilder, die dem DRFV angeschlossen sind, haben eine Vorbildfunktion. Also liegt uns daran, dass unsere Mitglieder auch nach den Maßgaben der Deutschen Reitlehre arbeiten. Zusätzlich müssen wir uns auch gegen Fehlentwicklungen, wie es zum Beispiel die Hyperflexion war, einsetzen. Nach der Kritik an dieser Methode ist ihre Anwendung glücklicherweise zurückgegangen. 
Derzeit ist es eher so, dass schon kritisiert wird, wenn ein Pferd mal kurzzeitig etwas eng im Genick ist, zu beobachten etwa auf den Vorbereitungs-
plätzen. 
In Aachen zum Beispiel wachen Stewards über das Vorbereiten. Sie können von Besuchern angesprochen werden, wenn diese Fragen haben. Sehen sie dann dort ein Pferd, das ganz normal gearbeitet wird und sehr leicht im Genick ist, kann es sein, dass es kurz auch mal etwas enger wird, aber nichts von dem zeigt, was wir nicht sehen wollen. Das muss akzeptiert werden, denn Dressurreiten ist Gymnastizieren. Manchmal muss ich dabei ein Pferd kurz etwas tiefer einstellen können, es auch mal biegen, es locker machen, ich will es ja geschmeidig haben. Das hat jedoch nichts mit dem festgehaltenen Zusammenziehen bei der Hyperflexion zu tun. Wir müssen aufpassen, dass wir uns das richtige Reiten und Gymnastizieren nicht nehmen lassen.
Oder nehmen wir beispielsweise die Wahlfreiheit, ob man mit Trense oder Kandare eine Prüfung reitet. Ich bin gegen diese Wahlfreiheit. Denn damit wird suggeriert, dass das Reiten auf Trense besser ist als das Reiten auf Kandare. Das sollte ja sogar bei der FEI zur Abstimmung kommen, zum Thema Welfare of the Horse. Das finde ich ganz schlimm. Wenn ich die Kandare richtig einsetze, dann ist sie ein tolles Hilfsmittel, um das Pferd sehr leicht und angenehm an die Hand zu bekommen. 
Es gibt auch ein falsches Benutzen der Kandare, etwa wenn ein Reiter die ‚Kandarenreife‘ noch nicht erreicht hat oder die Kandare als Hebel für eine erzwungene Beizäumung einsetzt. Gegen diese Art der Kandarennutzung wenden wir uns, denn wir sind entschieden gegen Gewalt beim Reiten.“
 

R&P: Engagiert sich der DRFV auch in der Aufklärung von Nicht-Berufsreitern und bietet ihnen Hilfestellung an, damit richtiges Reiten praktiziert wird?
Hubertus Schmidt: „Innerhalb unseres Verbandes gibt es die Fachgruppe der Amateurausbilder. Der Vorsitzende dieser Fachgruppe, Jörg Jacobs, engagiert sich stark und ist regelmäßig als Organisator und Referent von Seminaren und Workshops zur Fortbildung der Amateure tätig. Mitte Januar richteten er und sein Team etwa die Jahrestagung der Fachgruppe Amateurausbilder in der Westfälischen Reit- und Fahrschule in Münster aus. 
Ich persönlich gebe viele Interviews für Fachmedien, nicht mehr nur als beratende Person, sondern nun auch als Präsident des DRFV. Mit Fabian Scholz, dem neuen Geschäftsführer des DRFV, haben wir zudem Auftritte auf Social Media angestoßen, um auch dort unsere Expertise zugänglich zu machen. 
Viele junge Leute sind auf Social Media unterwegs und nehmen unsere Message dort wahr. Ich habe auch etwas zum Hobby Horsing gesagt. Ich bin der Meinung, dass es dort eine Altersgrenze, etwa zehn Jahre, geben sollte, denn wir möchten die Menschen zum Pferd hinziehen. In den Vereinen ist das Hobby Horsing ein guter Weg, Kinder nicht zu lange auf den Wartelisten zu lassen, sondern ihnen erste Schritte auf dem Weg zum Pferd zu ermöglichen. Beim Hobby Horsing sind sie in Bewegung und lernen etwas über Gangarten, Hufschlagfiguren und Ähnliches. 
Was wir nicht möchten, ist eine Konkurrenzveranstaltung zu unserem Reiten bzw. dem Turniersport auf Pferden. Was wir als Deutscher Reiter- und Fahrerverband sehr begrüßen, ist, dass Hobby Horsing nun nicht in der APO verankert wurde, sondern in der WBO.
Mit Monica Theodorescu, Thies Kaspareit, Jan Tönjes, Dr. Vivien Gabor, Hannes Müller, Carolin Lux und Fabian Scholz habe ich eine Gruppe angestoßen, die sich mit der Frage beschäftigt ,Darfst du heute überhaupt noch reiten?‘ Die Antwort lautet ganz klar: ,Ja, denn auch die Pferde profitieren davon.‘ 
Pferde arbeiten gerne, sie haben gerne Anerkennung, sie möchten sich nicht langweilen. Unsere Pferde haben sich durch die jahrhundertelange Zucht verändert und haben nicht mehr alle Eigenschaften der wilden Pferde von vor der Domestizierung. Hauspferde wurden seit Jahrhunderten für bestimmte Zwecke gezüchtet und suchen die Nähe zum Menschen. Da gibt es Parallelen zum Hund, der sich ja auch ganz anders als ein Wolf verhält.“

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